Gesamtschule Pulheim

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21.06.2022

„Das Attentat für die Welt“: ein Stück von und mit dem Theater-Projektkurs der Q1

 

Es ist ein finsterer Blick in die Zukunft des Jahres 2165, den der Theater-Projektkurs dem Publikum in seinem selbstverfassten Stück „Das Attentat für die Welt“ am Abend des 21.6.2022 präsentierte: verbrannte Wälder, abgeschmolzene Polkappen, nuklear verstrahlte Landstriche und Hass unter den Menschen. Das Bühnenbild der Eingangsszene gab davon einen ersten Eindruck: Atomfässer, Baumstämme und als Symbole des Todes schwarze Raben.

Harry Spendix, ein junger Mann aus der Zukunft, glaubt den Schuldigen gefunden zu haben:  Damon Conners, einen Visionär und Milliardär des 21. Jahrhunderts, der sich durch Geld Ansehen und Macht erkauft hat und mit seinen Ideen die Welt zugrunde richtet. So reist er in einer selbstgebauten Zeitmaschine zurück in das Jahr 2032, um ihn zu erschießen. Doch die Polizei fasst ihn und zieht ihn zur Rechenschaft. Im Verhör mit Spendix erfahren die Zuschauer*innen, was Damon Conners Verheerendes getan hat.

Was der Projektkurs in Eigenregie auf die Beine gestellt hat, konnte sich sehen lassen.

Sören Bienert brillierte als von der Verzweiflung getriebener Harry Spendix, den die beiden Polizisten, engagiert gespielt von Raphael Friedrich und Rosamaria Scheinkönig, mächtig unter Druck setzen.  Auch Emil Kirakosyan, ausstaffiert mit breitschultrigem Mantel und schwarzen Lederhandschuhen, konnte als selbstherrlicher, machtversessener Bösewicht auf den Pressekonferenzen durch seinen finsteren Blick und seinen überheblichen Tonfall überzeugen. 

Das Stück zeigte in einzelnen Episoden die Auswirkungen der verrückten Ideen und Pläne von Conners zuweilen mit einem Augenzwinkern. Die Polarkappen lässt Conners von Arbeitern abtauen, damit das Meer überall auf der Welt schön warm ist. Zur Stromproduktion für die Weihnachtsbeleuchtung seiner Winterresidenz müssen veraltete Atomkraftwerke wieder ans Netz gehen. Die beiden Arbeiterinnen, dargestellt von Lela Veselinovic und Lotta Stermann, konnten ihre Wut über die verstrahlte Umwelt, aber gleichzeitig auch den naiven Glauben, dass die Lage doch nicht so schlimm ist, gut zum Ausdruck bringen.

Es gab aber auch ernstere Töne: In einem Interview mit Florian Hildebrand als sensiblen Reporter spielte Emma Heineberg einfühlsam die Mutter eines Sohnes, der aus rassistischen Motiven getötet wurde.  

Einige Schauspieler*innen bekleideten gleich mehrere Nebenrollen. Lara Kaya und David Bitzer zeigten ihr schauspielerisches Können besonders als Schüler*innen, die ihre schüchterne Mitschüler*in Luisa – passend besetzt durch Sophie Kazek- drangsalierten, Hannah Bürgers stellte als  Reporterin Damon Conners kritische Fragen, Svenja Memmersheim gab u.a. als Urwaldbewohnerin ihrer Verzweiflung über die sterbenden Tiere Ausdruck.

Für einen nahezu reibungslosen Ablauf und die technische Umsetzung sorgten Ben Vonderstrass mit seinem Technikteam – ein herzliches Dankeschön an Timo Viseneber, Leonard Overberg und Fabio Floridia - sowie die beiden Regisseurinnen Jana Marquardt und Betty Baumeister. Alle drei schafften es auf hervorragende Weise, den Überblick über das Bühnengeschehen zu wahren.

Den Höhepunkt bildete die Rückkehr von Spendix in die Zukunft, ins Jahr 2165, hofft er doch, durch den Tod von Conners die Welt gerettet zu haben. Doch das Ergebnis ist ernüchternd. Ein Blick durchs Fernglas zeigt ein dramatisches Bild von der Welt, eindrucksvoll inszeniert durch eine Videoprojektion, produziert ebenfalls von Ben V., auf die mit Planen verdeckte Bühnenrückwand. Das ging unter die Haut. Verknüpft wurde dies mit einer drängenden Botschaft des Sprechers Simon Krings aus dem Off: Wir alle haben die Zukunft in der Hand! Wir müssen unser Verhalten ändern! Hier, heute und jetzt!

Das Publikum zeigt sich von der einfallsreichen Inszenierung beeindruckt und feierte sie mit begeistertem Applaus. Auch nach der Aufführung gab es noch viele positive Rückmeldungen von den Zuschauer*innen.

 

Von Lisa Sellen